25 Mrz Lammzeit: Nachwuchs auf dem Schäferhof Neuenkirchen
Lämmchen springen im Stroh umher und es wird fröhlich geblökt: Der Nachwuchs der Heidschnucken und Ziegen auf dem Schäferhof Neuenkirchen ist da! Wir durften Franz Butz und Petra Wagner erneut bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen und das mitten in der anstrengendsten und zugleich berührenden und wundervollen Lammzeit auf dem Schäferhof Neuenkirchen.
In diesem Beitrag erfahrt Ihr, was Ihr schon immer über Lämmer erfahren wolltet! Außerdem geben uns der Schäfer und seine Lebensgefährtin Einblicke in den Kreislauf im Stall, in das Allrounder-Dasein als Schäfer und sie stellen uns ihre beiden Flaschen-Lämmer Martha und Rosalie vor. Auf geht`s!
Fütterungszeit bei den Heidschnucken und Ziegen
Einen weiteren ganz besonderen Besuch auf dem Schäferhof Neuenkirchen durften wir vor einigen Tagen erleben. Bereits im Herbst letzten Jahres erhielten wir die Einladung, erneut auf dem Schäferhof Neuenkirchen vorbei zu schauen – und zwar zur Lammzeit.
Das ließen sich meine Kollegin Sarina und ich (Sabrina) natürlich nicht zwei Mal sagen!
An einem sonnigen, aber sehr kalten Freitagmorgen kommen wir in den Stall und ein fröhliches und lautes Blöken übertönt alle anderen Geräusche im Stall: es ist Fütterungszeit! Unser Blick fällt auf verschiedene Buchten, in denen die Heidschnucken-Mamis mit Ihren schwarz plüschigen Babys fröhlich umherlaufen. Herr Butz, der Helfer Stefan und Frau Wagner sind mitten in Aktion, um ihre Tiere mit Leckereien zufrieden zu stellen. Auf dem Speiseplan steht Silage und Heu sowie Mineralfutter, was den säugenden Müttern die nötige Versorgung gibt um ihre Lämmer optimal zu ernähren.
Schäfer als Geburtshelfer und Allrounder im Stall
In den unterschiedlichen Buchten stellen wir verschieden große Lämmer fest. Manche springen fröhlich um ihre Mama umher, andere, die noch etwas kleiner sind, liegen ruhig im Stroh und die jeweilige Mutter steht schützend vor ihrem Lamm.
Zum Zeitpunkt unseres Besuches haben bereits 100 Lämmer auf dem Schäferhof das Licht der Welt erblickt, doch die Lammzeit ist noch längst nicht vorbei. Sie beginnt jedes Jahr Ende Januar und geht bis Mitte April. In diesem Zeitraum werden im Schnitt zwischen 250 – 400 Lämmer geboren. Das ist eine ganze Menge! Sowohl für die Heidschnucken als auch für den Schäfer Butz und seine Lebensgefährtin, stellt diese Zeit eine Herausforderung dar. Im Schnitt kommen am Tag zwischen 2 bis zu 13 Lämmer auf die Welt. Dabei liegen Leben und Tod nahe beieinander, denn leider schafft es nicht immer jedes Lamm. Doch Herr Butz gibt alles Menschenmögliche, um seine wolligen Freunde bei der Geburt zu unterstützen. „Ich helfe nicht nur als Schäfer, sondern ich bin auch Tierarzt und Hebamme in einem!“
Die größte Aufgabe ist das Beobachten der Tiere. Was so einfach klingt, ist in Wirklichkeit eine riesige Aufgabe. Denn zu erkennen, ob die Geburten bei den Tieren normal verlaufen oder ob es Komplikationen gibt, ist nur durch die jahrelange Erfahrung im Umgang mit den Tieren möglich. Dabei sind Herr Butz und seine Lebensgefährtin immer im Stall präsent. Der erste Gang in den Stall findet bereits morgens 5 Uhr und der letzte gegen 22:30 Uhr statt. Herr Butz verrät uns: „Die Heidschnucken lammen meist immer am Abend, wenn überall Ruhe einkehrt oder in den frühen Morgenstunden.“
Normalerweise dauert eine Geburt nach Platzen der Fruchtblase etwa eine Stunde. Wenn es länger dauert, weiß Herr Butz, dass irgendetwas im Argen ist. Bei der Geburt kommt das Lamm mit den Vorderbeinen zuerst, wo auch der Kopf drauf liegt, auf die Welt.
Doch wenn die Heidschnucken sich in der Trächtigkeit am Futtertrog um den besten Platz „streiten“, kann schon ein kleiner Tritt zum verdrehen des Lamms im Mutterbauch führen, und genau dann ist eine Geburt ohne Hilfe gar nicht möglich.
Auch während der Tragezeit hat Herr Butz natürlich ein Auge auf seine Heidschnucken. „Die Tragezeit sowohl von unseren Ziegen, als auch den Heidschnucken beträgt 5 Monate. Während der Deckzeit wechseln wir im 14 Tage Rhythmus jeweils einen Bock in die Herde, um die Vaterschaft nachweisen zu können.“.
Rettung zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Während unseres Gesprächs auch im Ziegenstall, reißt uns für einen kurzen Moment ein Geräusch aus der Unterhaltung! Ein „platsch“ lässt nichts Gutes ahnen, doch können wir in dem Moment das Geräusch nicht zuordnen. Allerdings reagiert Herr Butz allgegenwärtig, ruft „Na Herrschaftszeiten!“ und zieht ein kleines Ziegenlamm mit einem beherzten Griff aus einem kleinen Wassereimer heraus. Frau Wagner sagt daraufhin, dass sie extra nicht viel Wasser in den Eimer füllen, es aber dennoch immer mal wieder vorkommt, dass ein Lämmchen oder ein Geisslein im Wassereimer landet. Uns führt die Situation einmal mehr auf, wie wichtig Präsenz und die Kontrollgänge in den Ställen sind, damit nichts Schlimmes passiert.
Doch trotz der Verantwortung empfinden beide den Job als Schäfer erfüllend und nicht mühselig, da sie ihre Berufung lieben. Selbstverständlich gibt es bei Butz und Wagner eine klare Arbeitsteilung. Petra Wagner übernimmt die körperlich leichteren Aufgaben wie Wasser auffüllen und vor allem die Aufzucht der Flaschen-Lämmer. Herr Butz und sein Helfer Stefan hingegen kümmern sich um die körperlich anstrengenderen anfallenden Aufgaben.
Lammzeit – Belohnung des gesamten Jahres
Herr Butz erzählt uns, dass er als Schäfer das ganze Jahr auf genau diese Zeit hinarbeitet, denn jetzt beginnt auch das Leben im Stall wieder von vorn. Er sieht es als Belohnung für das ganze Jahr an, wenn die Lämmer und Ziegenkitze fröhlich durch das Stroh springen und zufrieden sind und auch die Mütter schauen alle selig aus.
Jedes Jahr kommen einmalige Tiere mit unterschiedlichen Charakteren zur Welt. In diesem Jahr ist vor allem das Ziegen-Baby Maggie besonders auffällig. Sie ist sehr anhänglich und menschenbezogen, vom ersten Moment an. Maggie und ihre Ziegen-Kitz-Freunde sind allgemein etwas agiler, als Heidschnucken-Lämmer. Man merkt die Neugier, sie erkunden jeden Winkel im Stall und springen fröhlich auf einem umgedrehten Wasserpott herum. „Ziegen klettern gern!“ sagt Herr Butz und Frau Wagner lacht und ergänzt: „Es vergeht keine Minute, in der die Ziegen keinen Schabernack im Kopf haben“.
Doch auch unter den Heidschnucken-Lämmern gibt es zwei ganz besondere Lämmchen, die Flaschen-Lämmer!
Flaschen-Lämmer Martha und Rosalie
Eine ganz besondere Verbindung besteht zwischen Petra Wagner und den beiden Flaschen-Lämmern Rosalie und Martha. Zum Tag unseres Besuches ist Martha 4 Wochen alt und Rosalie 14 Tage. In einer gesonderten Bucht stehen die beiden Lämmchen und freuen sich über Frau Wagner, als wäre ihre Mami gerade bei ihnen. Liebevoll streichelt und kuschelt sie die beiden Lämmchen. Martha ist um einiges größer als Rosalie, man kann klar die zwei Wochen Unterschied in der Entwicklung sehen, doch kuschelig weich sind beide. Und auch wir dürfen einmal die kleine Rosalie auf den Arm nehmen. Unser Herz beginnt zu springen, doch ganz so entspannt, wie bei Frau Wagner, liegt das Lämmchen nicht an unserem Bauch. Man merkt, sie „fremdelt“ etwas und möchte doch wieder zurück zu ihrer Zieh-Mami. Es wird deutlich, dass Petra als Mama-Ersatz für die beiden Lämmchen gilt. Sie erhalten von ihr dreimal täglich das Fläschchen mit der Aufzuchtmilch.
Es kommt schon einmal vor, dass eine Schnucke keine Milch gebildet hat, dann werden die Lämmer mit der Flasche groß gezogen. Zum Glück kommt dies nicht sehr oft vor.
Doch die Bindung hält leider nicht für ewig, denn wenn diese Lämmer zu Heidschnucken heranwachsen und in ihrer Herde sind, kennen sie Frau Wagner irgendwann nicht mehr, sagt sie uns etwas wehmütig. „Man gibt in dieser Zeit immer sehr viel und bekommt auch sehr viel von diesen Kleinen zurück, doch wenn sie in die Herde integriert werden, überwiegen die Herdeninstinkte, was auch richtig und wichtig ist!“
Kreislauf im Stall
Im Stall erkennt man auf der linken Seite kleine Einzelbuchten. Diese verschaffen dem Schäfer einen besseren Überblick über die frisch Gelammten und zugleich stärkt es die Bindung zwischen Mutterschaf und Lamm. Hier verweilen sie einige Tage.
Junge Schnucken kitzelt es noch, wenn das Lamm zum säugen andocken möchte. Dabei beruhigt Herr Butz das Muttertier, damit sie sich gewöhnt und das Lamm nicht verstößt.
Außerdem gibt es fünf größere Buchten in denen jeweils 10-15 Schnucken-Lamm-Kombinationen zusammenstehen. Nach einigen Tagen, wenn die Bindung da ist, geht es also in eine der größeren Buchten, um einerseits die Einzelbucht für eine neue frisch Gelammte zu räumen und andererseits das soziale Gefüge einer Herde wieder zu haben. Wichtig ist bei diesem Prozess das Schnucken-Lamm-Gespann beim Umsetzen in die größere Bucht im Auge zu behalten, um sicher zu stellen, dass das Lamm die Mama findet. Wenn das Lämmchen bei der falschen Mutter aus Versehen ans Gesäuge geht, dann „schimpft“ diese mit dem fremden Lamm. Sollte das Szenario öfter hintereinander passieren, traut sich ein Lamm dann gar nicht mehr, selbst wenn es die Mutter ist.
Lämmer in einer Bucht sind alle ungefähr in einem Alter. Wenn sie älter werden, ziehen sie wieder eine Bucht weiter, in der die Lämmchen wieder ein paar Tage älter sind.
Heidschnucken sind in der Regel fürsorgliche Mütter, doch gibt es auch Fälle, die sich nicht so hingebungsvoll um ihr Lamm kümmern und es vielleicht sogar gar nicht annehmen. Gute Mütter beschützen, betüdeln, umsorgen oder scharen mit dem Huf bei Gefahr. Bei Ablehnung des Lamms kommt es dann zu Petra Wagner und wird per Flasche aufgezogen.
Wir sagen auch diesmal wieder ein herzliches Dankeschön an Franz Butz und Petra Wagner für die Einblicke in ihre Ställe – es war uns wieder eine Ehre, dabei sein zu dürfen und freuen uns schon auf das nächste Mal! 😉
Ihr möchtet mehr über den Schäferhof erfahren? Schaut gern einmal auf die Website des Schäferhofs Neuenkirchen und informiert Euch, sobald Eure Träume wieder gelebt werden können:
http://www.schaeferhof-neuenkirchen.de/
Ihr habt unseren Beitrag über den Schäferhof vom letzten Jahr verpasst? Lest schnell nach, über was wir im letzten Beitrag alles berichtet haben:
Ihr plant Euren Urlaub in Neuenkirchen? Dann bekommt Ihr weitere Informationen dazu von den Kolleg*innen der Heide-Touristik Neuenkirchen:
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